Im Sommer in den Park gehen. Jeden Tag auf derselben Bank sitzen. Du ziehst aus deinem
Plastiksackerl zwei Bananen und eine Wasserflasche, ich aus meinem zwei geblümte Sitzpolster, zwei Bücher und eine Fliegenklatsche. Lesen, schauen, die Welt um uns
kommentieren, die Sonne genießen.
Es stockte wieder. Ursprünglich hätte sie sich etwas anderes vorgestellt, wollte etwas anderes schreiben, eine Art
KLEINES STÜCK
Mumok. Ticketkassa.
Dunja sitzt da und liest.
Ein Tourist betritt den Raum. Kauft eine Karte. Kommt eine Stunde später zurück.
Man sollte Sie auch auf ein Podest in den Ausstellungsraum setzen. Tourist verlässt das Museum.
Eine Kollegin hat das Geschehen beobachtet. Geht zu Dunja.
Wenn ich mutig wäre, wäre ich eine Sprachfigur. Eine One-Moment-Sculpture. Erzählen
würde ich vom Ticket verkaufen und vom Karten entwerten.
Dunja
In einer Gesellschaft des Spektakels kannst Du nur noch mit Langeweile provozieren - ein Versprechen an gedehnter Zeit abgeben. Einfach dasitzen und eine Skulptur sein, ein Kunstwerk aus dem Alltag. Ein Grashalm, ein Salatblatt, eine Zimmerpflanze, ein Herzschlag.
Jetzt schämte sie sich doppelt. Zum einen, weil ihr die Geschichte mit dem Tourist selbst passiert war, sie sich aber nicht traute es richtig zu erzählen, aus Angst jemand könnte denken sie wäre eingebildet, und darum das Ganze Dunja andichtete, weil die sich sicher darüber gefreut hätte und weil sich diese fast wöchentlich immer danach erkundigt hatte ob sie, die Kollegin, denn schon Jemanden fix gefunden hätte. Zum anderen schämte sie sich für die nachfolgende Geschichte, die einfach nur geklaut war.
3 Stunden später.
Dunja zur Kollegin
Du als Sprachfigur, was würdest du vom Ticketverkauf erzählen?
Kollegin
Als Kind habe ich die Zufahrt zum Haus verstellt, und von jedem, der vorbei wollte, eine Eintrittskarte verlangt - ein Blatt vom Strauch daneben, dass ich mit meinem roten Locher entwertete. Das würde ich erzählen, im Ausstellungsraum, wenn ich mutig wäre.
Das Zwerchfell rutschte ihr in den Nacken, schob einen tiefen Seufzer durch ihren Mund. Sie strich den gesamten Text wieder durch. Nochmal von vorne.
Im Sommer in den Park gehen. Jeden Tag auf derselben Bank sitzen. Schauen, lesen, plaudern. Wir sind aus der Zeit gefallen, selten wie Kunst. Unsere Langeweile kann nur noch provozieren, das Versprechen gedehnter Zeit ist eingelöst. Eine One-Moment-Sculpture, die vom Ticketverkauf und vom Blätter entwerten erzählt. Zwei Bananen, eine Wasserflasche, zwei Sitzpolster, zwei Bücher, eine Fliegenklatsche. Zwei Herzen. Ein Kunstwerk aus dem Alltag. Das werden wir sein.
Es stockte wieder. Ursprünglich hätte sie sich etwas anderes vorgestellt, wollte etwas anderes schreiben, eine Art
KLEINES STÜCK
Mumok. Ticketkassa.
Dunja sitzt da und liest.
Ein Tourist betritt den Raum. Kauft eine Karte. Kommt eine Stunde später zurück.
Man sollte Sie auch auf ein Podest in den Ausstellungsraum setzen. Tourist verlässt das Museum.
Eine Kollegin hat das Geschehen beobachtet. Geht zu Dunja.
Wenn ich mutig wäre, wäre ich eine Sprachfigur. Eine One-Moment-Sculpture. Erzählen
würde ich vom Ticket verkaufen und vom Karten entwerten.
Dunja
In einer Gesellschaft des Spektakels kannst Du nur noch mit Langeweile provozieren - ein Versprechen an gedehnter Zeit abgeben. Einfach dasitzen und eine Skulptur sein, ein Kunstwerk aus dem Alltag. Ein Grashalm, ein Salatblatt, eine Zimmerpflanze, ein Herzschlag.
Jetzt schämte sie sich doppelt. Zum einen, weil ihr die Geschichte mit dem Tourist selbst passiert war, sie sich aber nicht traute es richtig zu erzählen, aus Angst jemand könnte denken sie wäre eingebildet, und darum das Ganze Dunja andichtete, weil die sich sicher darüber gefreut hätte und weil sich diese fast wöchentlich immer danach erkundigt hatte ob sie, die Kollegin, denn schon Jemanden fix gefunden hätte. Zum anderen schämte sie sich für die nachfolgende Geschichte, die einfach nur geklaut war.
3 Stunden später.
Dunja zur Kollegin
Du als Sprachfigur, was würdest du vom Ticketverkauf erzählen?
Kollegin
Als Kind habe ich die Zufahrt zum Haus verstellt, und von jedem, der vorbei wollte, eine Eintrittskarte verlangt - ein Blatt vom Strauch daneben, dass ich mit meinem roten Locher entwertete. Das würde ich erzählen, im Ausstellungsraum, wenn ich mutig wäre.
Das Zwerchfell rutschte ihr in den Nacken, schob einen tiefen Seufzer durch ihren Mund. Sie strich den gesamten Text wieder durch. Nochmal von vorne.
Im Sommer in den Park gehen. Jeden Tag auf derselben Bank sitzen. Schauen, lesen, plaudern. Wir sind aus der Zeit gefallen, selten wie Kunst. Unsere Langeweile kann nur noch provozieren, das Versprechen gedehnter Zeit ist eingelöst. Eine One-Moment-Sculpture, die vom Ticketverkauf und vom Blätter entwerten erzählt. Zwei Bananen, eine Wasserflasche, zwei Sitzpolster, zwei Bücher, eine Fliegenklatsche. Zwei Herzen. Ein Kunstwerk aus dem Alltag. Das werden wir sein.